Presseartikel zu „Momentum“ – Martin Burger

Diese Ausstellung kennt nur ein Motiv

Landsberger Tagblatt vom 19. März 2022

Kunst Im Uttinger Bürgertreff sind Porträts von Barbara Burger-Tanck zu sehen. Warum Martin Burger seiner Frau damit eine besondere Liebeserklärung macht.


VON MINKA RUILE

Utting „Veränderung“ titelte im Frühjahr 2018 eine der ersten Ausstellungen im Uttinger „raumB1“ mit Werken des ortsansässigen Künstlers Martin Burger. Auf den Schild gehoben war damit eine der Grundideen und wesentliche Erfahrung allen Kunstschaffens: Nur was sich verändert, bleibt. Nur wenige wussten damals von der Doppeldeutigkeit des Themas, ging es dabei doch nicht allein um die aktiv gestaltende Künstlerpersönlichkeit, sondern auch um Veränderungen die sich andeuteten. Die Familie sah ich mit der bitteren Diagnose konfrontiert: Martin Burger war an ‚Alzheimer“ erkrankt.

Vier Jahre ungebrochener künstlerischer Tätigkeit sind seitdem vergangen, und abermals ist es Harry Sternberg, der eine Ausstellung mit Werken des befreundeten Kollegen kuratiert, nicht im raumB1, sondern im Uttinger Bürgertreff „17& Wir“. Eine Vernissage in Anwesenheit des Künstlers gab es diesmal nicht. Zu erfragen sind daher allein dessen Arbeiten. Und die erzählen mit immer gleichem Motiv eine berührende Geschichte.

Gezeigt wird eine kleine Auswahl der mittlerweile Dutzende Arbeiten umfassenden Werkserie „Momentum“ gezeichnete, überwiegend kolorierte Porträts, manchmal skizzenhaft und von leichter Hand aufs Papier geworfen, entstanden alle samt in nur einem Zug während eines sehr ungewöhnlichen nachmittäglichen Rituals Martin Burgers Arbeitssitzungen mit seinem Modell Barbara.

Auch wenn jedes der Porträts sie in dieser Position zeigt, wirklich Modell _“sitzen“ muss Barbara Burger Tanck dem Künstler nicht. Ihre Anwesenheit genügt als Anstoß, eine neue Arbeit zu beginnen; ergänzt wird das im Moment Gesehene vom inneren Auge und Bildern der Vergangenheit. Seit über 50 Jahren teilen die beiden ihr Leben und ist Kunstschaffen ein verbindendes Moment ihrer Ehe.

Martin Burger, bis zuletzt und auch in „Veränderung“ noch befasst mit den täglichen Wechselfällen in Politik und Gesellschaft und diese mit künstlerischen Interventionen direkt in die berichterstattenden Zeitungsseiten hinein kommentierend, reagiert auf die sich ihm entziehende Welt. Konsequent legt er sein Augenmerk auf das ihm Verbleibende, die Konstante seines Lebens: Barbara. Ihre Züge sind ihm vertraut. Mit nur wenigen Skizzen haften Andeutungen vergegenwärtigt er die mal erstaunt, mal skeptisch, dann wieder fragend oder versonnen Dreinblickende, die Künstlerin mit den ausdrucksstarken Händen und fast immer dem schmalen Reif im Haar;

Die Welt um Martin Burger entschwindet immer mehr

Barbara, die heute junge und tags drauf vielleicht um Jahre gealterte Frau an seiner Seite. Martin Burger zeigt sie stets sitzend, auf beruhigende Weise Sicherheit verkörpernd als Halt nicht nur für Hauskater Robin, der sich vertrauensvoll an sie schmiegt, sondern auch für einen Künstler, der die Züge dieser Frau ein ums andere Mal nach zeichnend am Leben festhält und ihr dies mit einer einzigartigen Liebeserklärung dankt: einem allein ihr gewidmeten Werkzyklus.

Geöffnet ist die Ausstellung „Momentum“ des Künstlers Martin Burger im Bürgertreff „17&Wir“ in Utting bis 26. Mai, Mittwoch und Samstag von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 0163/6350853.

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