Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, Starnberg, Kultur vom 20.12.2019
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/gedenk-ausstellung-gegen-das-vergessen-1.4732245
Die vergessene Geschichte Uttings – Lager X
Im Raum B1 in Utting zeigt Harry Sternberg die Ausstellung „Die vergessene Geschichte Uttings – Lager X. Das P-Seminar Geschichte auf Spurensuche“
Die SchülerInnen des P-Seminars des Ammersee-Gymnasiums Dießen waren in den vergangenen Monaten auf Spurensuche nach dem Konzentrationslager in Utting. Dort, wo heute der Wertstoffhof Utting steht, befand sich vom 18. August 1944 bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 ein Ort des Schreckens und des Leidens. Das KZ-Außenlager Utting trug den Namen „Kaufering X“ und gehörte zum KZ Dachau-Außenkomplex von Kaufering. Gearbeitet haben die Häftlinge unter Zwang und unmenschlichen Bedingungen bei der Baufirma „Dyckerhoff und Widmann“ auf dem Gelände des heutigen „Seeparks“.
In ihrer Spurensuche waren Geschichtsbücher und das Internet eine große Hilfe. Wichtig waren Interviews mit Menschen, die in der Zeit in Utting gewohnt und sich erinnert haben. Die SchülerInnen durften auch die Bekanntschaft mit Abba Noar, einem ehemaligen Häftling des KZ Außenlagers Utting machen, der ihnen seine Geschichte erzählte. Auch Solly Ganor mit seinem Buch „Das andere Leben“ hat bei der Spurensuche weitergeholfen. Bald wird es die Zeitzeugen, die unter dem NS-Regime litten, nicht mehr geben und damit gehen viele Geschichten über Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung verloren.
Die SchülerInnen schreiben: „Da viele nichts davon wissen oder vielleicht nichts davon wissen wollen, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, mehr über das KZ- Außenlager in Utting herauszufinden. Wir halten es für sehr wichtig, dass über diese Vergangenheit Uttings berichtet wird. Denn es ist unsere Aufgabe, uns zu erinnern und es ist unsere Pflicht, dieses Wissen weiterzugeben. Damit der Holocaust niemals in Vergessenheit gerät.“ Durch ihr Erinnern setzen sie ein Zeichen gegen den gerade heute wieder aufkeimenden Nationalismus und Antisemitismus.
Die vergessene Geschichte Uttings – Lager X
Ein Ausstellungsprojekt vom P-Seminar Geschichte des Abiturjahrgangs 2019/20, Ammersee Gymnasium Dießen
Ausstellungsdauer: 8.12.2018 – 6.1.2019
Öffnungszeiten: Sonntags und am 6. 1. von 14 bis 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung: 0163/6 35 08 53
Raum B1, Bahnhofplatz 1, 86919 Utting
Es ist mir damals als 15-jährige Schülerin schon aufgefallen, dass es außer eines dezenten Schildes nichts gab. Die Kreischronik von Müller-Hahl wies ausgerechnet zwischen den Jahren 1933-45 eine Riesenlücke auf. Warum wohl? Und keiner wollte was erzählen…im Kino (in München) lief dann 1990 das „schreckliche Mädchen“ von Verhoeven. Die junge Frau war wesentlich hartnäckiger und schlussendlich musste Anna Rosmus ihre Heimatstadt dann verlassen. So viel Stress wollte ich jedenfalls nicht haben. Es ist jedenfalls wirklich schade, das viele Menschen ihre Erinnerungen mit ins Grab nehmen. Durch Zufall erfährt man doch ab und an noch etwas, aber bald lebt niemand mehr, der aus erster Hand berichten kann.