AMMERSEE 04.07.2022
Utting: Auf den Spuren der Familie Brecht
An der Geschichte von Bert Brechts Landhaus in Utting besteht großes Interesse. Die Ausstellung ist noch bis 10. Juli geöffnet.
VON HERTHA GRABMAIER
„Vom Ertrag eines Stückes erwarb ich ein Haus in einem großen Garten“ schrieb Brecht in seinem Gedicht „Zeit meines Reichtums“. Das 1932 in Utting erworbene Anwesen bewohnte er mit seiner Mitarbeiterin und Geliebten Margarete Steffin für kurze Zeit, bevor er 1933 zusammen mit seiner Frau Helene Weigl und den beiden Kindern Nazideutschland verließ. Wie das Landhaus dennoch im Besitz der Familie Brecht bleiben konnte, zeigen Unterlagen und Briefe aus der Zeit.
Der helle Raum im B1 bietet den idealen Rahmen für den umfangreichen Schriftverkehr, der die Besucher auf den Spuren der Familie Brecht wandeln und einiges erfahren lässt, was in der Form über Bert Brecht und sein Umfeld nicht so bekannt ist.
Ausstellungsgäste erfahren bislang wenig Bekanntes
Die teilweise handschriftlichen Zeugnisse einer Zeit, als der Umgang mit gepflegter Sprache selbstverständlich war, hinterlassen bei Leserinnen und Lesern eine gewisse Faszination. Neben dem regen Briefwechsel, geben Tagebücher, Inventurlisten, Urkunden und Fotos, Einblicke in einen Familienverbund, der sich in seiner Besitzstandswahrung einiges einfallen ließ, um den Zugriff der Nationalsozialisten auf das Anwesen in Utting erfolgreich zu verhindern. Dieses literarische Erbe lässt ein perfekt ausgeklügeltes Schelmenstück erlebbar werden. Da ist der fingierte Brief Bert Brechts an seinen Vater von 1935, der diesen vor den Repressalien der Nazis schützte.
Handschriftliche Zeugnisse lösen eine gewisse Faszination aus
Nach dem Tod des Vaters 1939 schrieb Berts Bruder Walter Brecht, am 11. Juni 1940 an Marianne Zoff-Lingen, Bert Brechts erster Ehefrau, die dann den bekannten Schauspieler Theo Lingen heiratete: „Ich weiß heute, wie außerordentlich hart Vater gearbeitet hat, um zu seinem sehr bescheidenen Ersparten zu gelangen. Umso bitterer ist mir der Gedanke, dass er in tiefem Unglück und beschwert von dem Gedanken sterben musste, dass gerade dem seiner Söhne, der dessen besonders bedurft hätte, der Anteil an dem Ertrag seines Lebens versagt bleibt“.
Harry Sternberg, Kurator und Organisator im B1 freute sich über die vielen Besucherinnen und Besucher am Eröffnungsabend, die eine interessante Lesung von Friedrich Schloffer und bewegende Musik von Sybille Engels & Jank Jankovic erleben durften.