Geschichten und Gedichte aus der Feder von drei Autorinnen in Utting
Ammersee Kurier, Kultur, Seite 7, 4. Februar 2020
VON DR. SABINE VETTER
Utting – Viel mehr als fünfzig Leute passen kaum rein. Aber etwa so viele waren da. Harry Sternberg erfüllte sich einen Wunsch und machte aus dem ehemaligen Uttinger Fremdenverkehrsamt am Bahnhofplatz einen kreativen und inzwischen sehr begehrten Ort für Künstler und Engagierte, die etwas zu zeigen, oder zu erzählen haben. Dieses Mal stellten im „raumB1“ Felizitas Arneth aus Polling, Susanne Leontine Schmidt aus Utting und Leni Gwinner aus Widdersberg einige ihrer Geschichten, Aphorismen und Gedichte vor. Ihr Publikum ging aufmerksam mit, lauschte still – war begeistert.
„Wie kommt man nur auf diese Ideen und Sprachbilder“, kommentierten einige anschließend. Es verwundert jedoch nicht, denn die Drei haben inzwischen einiges zu Papier gebracht, vorgetragen und auch schon mehrere Preise dafür bekommen.
Zwar entfalteten sich ganz unter schiedliche Sprachbilder, doch die Autorinnen hatten ihre jeweilige Auswahl gut aufeinander abgestimmt. „Die Farbe des Bösen ist Blau“, nannte Felizitas Arneth einen Traum, in dem sie verstörende Begegnungen erlebte. Sie zog auch Vergleiche zwischen der im Volksmund für Treue stehenden Farbe Blau und der eigenen Erfahrung mit dieser. Die hatte allerdings gar nichts Positives. Dagegen Gwinners eher heitere Beschreibung eines Gartenschlauchs, der sich auf macht. das Glück mit einem Schlauch in Nachbars Garten zu suchen „ kreisen, schweifen, winden, finden”. Seitdem dienen Kannen zum Wässern.
In einer längeren Erzählung von Susanne Leontine Schmidt geht es um einen selbstgefälligen, arroganten Schnösel, dessen Armbanduhr nicht mehr funktioniert und der von einem Fremden eine neue geschenkt bekommt. Mit dieser Uhr rast seine Zeit plötzlich dahin auf dem Weg zum Greis muss er durch die Hölle.
Arneth hatte noch einen “Haiku in zehn Akten“. einen „Tapeten-Rap”, und sie stellte fest „wie die Mutter, so keine Tochter”. Bei Leni Gwinner trafen sich dann Franz Franz und Paula Paul im Zug, das konnte nur gut ausgehen. Und alle hatten Spaß. als sie vom Staubsaugroboter erzählte, der nach Vielen Runden „Kehren, Saugen, donk, Drehen“ zur Terrassentür raus fährt und einen Roboterrasenmäher trifft. Sie gestand. „der Ruf des Gegenstands” reize sie.
Das Experiment der drei Autorinnen hat geklappt. Sie trauten sich, Persönliches und Gewagtes preiszugeben in ihren Texten glaubte man. immer wieder mal ein autobiografisches Körnchen zu entdecken. Ihr Publikum hat es respektvoll genossen.
Wer mehr Sprach-Experimente erleben möchte, mit diesen und anderen Autoren: Jeden dritten Donnerstag im Monat gibt es „Dreioedpoetry“ in der Wörthseealm, Am Gartl 11, Inning
www.dreioedpoetry.de