Kreisbote Landsberg 17. August 2022 Von Susanne Greiner
Utting – Die Farben des Prachtkäfers schillern vor allem an der Unterseite. Marco Calogera weiß das. Was er macht, nennt sich „naturwissenschaftliches Zeichnen und Malen“, eine Fertigkeit, die an der Kunstakademie in München gelehrt wird. Calogeras Steckenpferd sind Schmetterlinge und Insekten – die aktuell im raumB1 am Uttinger Bahnhof zu sehen sind. „Die Ausstellung ‚Wunderwelt der Insekten‘ soll auf deren Schönheit aufmerksam machen“, sagt raumB1-Leiter Harry Sternberg. Ein Vortrag des Hornissenexperten Dr. Elmar Billig und ein Tag für Kinder schnüren ein Rundumpaket. Wer Calogeras Bilder und Billigs Wissen bei der Vernissage am Freitagabend aufsaugte, begegnet Insekten anders: mit Respekt für deren Raffinesse und Ästhetik.
„Der Hornissensommer – das unbekannte Leben der friedlichen Riesen“
Das Video aus 2018 ist jeden Tag bis 4. September 2022 von 9 bis 21 Uhr über die Glastüre vom raumB1 Bahnhofplatz 1 in Utting von außen zu sehen. Dauer ca. 30 Minuten
Insekten sind überall auch in unserer nächsten Umgebung. Schauen wir doch mal genauer hin. Es kann sehr spannend und faszinierend sein sie zu beobachten. Das Angebot zur Ausstellung im Raum B1soll auch gerade Kinder ansprechen und neugierig machen.
Unsere nähere Umgebung ist unser Garten, unser Haus, aber es kann auch die Wiese und der Wald sein. Alles was sich so am Boden und im Wasser bewegt. Ziel ist es zu sensibilisieren, wie wichtig und wunderbar unsere Insektenwelt ist und es ich lohnt alles zu tun sie zu schützen. Insekten sind noch fast überall und lebenswichtig. Je vielseitiger ein Lebensraum ist, desto grösser sind die Artenvielfalt und damit auch die Zahl der Insekten.
Schwerpunkt der Ausstellung mit Rahmenprogramm sind Zeichnungen, Bilder und Fotografien zu Insekten von Marco Calogera. Aufgewachsen ist Marco Calogera am Englischen Garten in München. Damals gab es noch Insekten in Hülle und Fülle, und viele seine Freunde hatten eine private Schmetterlingssammlung. Sie tauschten Schmetterlinge wie andere Briefmarken. Nun könnte man diese Sammelleidenschaft auch für das Insektensterben verantwortlich machen.
Nein, die Ursache für das Insektensterben ist der Verlust der Lebensräume durch Flächenversiegelung, „Überpflege“ von privaten und öffentlichen Gärten und die Landwirtschaft mit ihrem Einsatz von Insektiziden, Pestiziden, Überdüngung und vieles mehr.
Marco Calogeras zeichnerisches Talent kam früh zum Vorschein und bald versuchte er, die Entwicklungszyklen von Schmetterlingen zeichnerisch darzustellen. Als ein guter Freund seines Vaters ihm 1958 zwei Bestimmungsbücher für Schmetterlinge und Insekten schenkte, war sein Interesse vollends geweckt.
Mit Sybille Merian und Bernard Daurin und Jean-Henri Fabre („Erinnerungen eines Insektenforschers“) kam er später in Berührung. Die beiden sind Insektenmaler, Fabre Meister der akribischen Beobachtung und Beschreibung.
Um das Jahr 1998 kam es dann zur Initialzündung: Durch Zufall wurde Marco Calogera auf das Seminar „Naturwissenschaftliches Zeichnen und Malen“ an der Kunstakademie München unter Frau Barbara Ruppel aufmerksam. Jetzt konnte er die Bilder – wenn auch nicht annähernd so gut wie sein großes Vorbild Bernard Daurin – selber malen.
Uttingerin präsentiert ihre Werke zu Fotografie und Körperstudien
Vom 17. Juli bis zum 07. August 2022 zeigt die junge Künstlerin Lisa-Marie Roßmann ihre Arbeiten im raumB1 in Utting am Ammersee. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten zeigt sich in der Anwendung von Spiegelungseffekten, der sie sich sowohl im Bereich der Fotografie, aber auch in anderen Projekten bedient.
Mit der Spiegelung wird den gewöhnlichen Motiven ein gänzlich neuer Charakter durch Verdoppelungseffekte, Abstrahierung und/oder Verzerrung verliehen.
In einem weiteren Projekt wird die Umsetzung von lebensgroßen Körperstudien auf Spiegeln gezeigt. Dabei sind auf je einem Spiegel ein Mann und eine Frau in Frontal- & Profilansicht abgebildet, die sich einander zuwenden. Sie ermöglichen dem Betrachter die Nachvollziehung des anatomischen Muskel- & Proportionsverhaltens mit einer zusätzlichen Finesse: Durch den Maluntergrund Spiegel wird der Beobachter selbst Teil des Kunstwerks.
Der Betrachter kann sich in die Darstellung integrieren und Synchronizitäten wie auch Unterschiede ergründen. Somit wird das Kunstobjekt für den Betrachter lebendig und zum interaktiven Erlebnis.
Neben zeichnerischen Körperstudien werden auch Fotografien zu sehen sein, deren Wirkung sich durch die Wahl der Perspektive entfaltet.
Midissage: 24.07.22 um 17 Uhr
Raum B1 Bahnhofplatz 1 86919 Utting am Ammersee
Ausstellungsdauer: 17.07 bis 07.08.2022 Öffnungszeiten sind So 14 bis 18 Uhr
In Utting am Ammersee findet derzeit eine kleine Ausstellung statt, die Brechts Ammersee-Domizil zeigt und von den damit verbundenen politischen Implikationen erzählt.
Die Ausstellung ist nur noch am kommenden Wochenende besuchbar und nur Sa/So zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. „Bekanntlich konnte Brecht das Haus nur kurz sein eigen nennen, und die Winkelzüge, die erforderlich waren, um die Nazis am Zugriff zu hindern, waren einfallsreich. Das wird dort (ziemlich textlastig) im „raumB1“ neben dem Bahnhof Utting dokumentiert“, wie der Augsburger Brechtkreis-Vorsitzende Michael Friederichs erklärt, der am kommenden Samstag von Hochzoll aus (13.25 Uhr) mit dem Zug nach Utting (9-Euro-Ticket) fährt und Brecht-Interessierte zur Mitfahrt bittet.
Im Sommer 1932 kaufte Bert Brecht für 11400 Reichsmark das Haus in Utting, das er offensichtlich nicht von seinen Tantiemen der Dreigroschen Oper bezahlen konnte. Brechts Vater nahm eine Hypothek auf, die ihm der Sohn in Raten zurückzahlen wollte. „Er zog sofort mit der Familie und der Geliebten Margarete Steffin für sieben Wochen ein – um dann nie wieder dorthin zurückzukehren. Denn am Tag nach dem Reichstagsbrand 1933 musste Brecht vor den Nazis mit Frau und Kindern ins dänische Exil fliehen.“
So die Süddeutsche Zeitung, die die Ausstellung mit einem umfangreichen Artikel würdigt.
An der Geschichte von Bert Brechts Landhaus in Utting besteht großes Interesse. Die Ausstellung ist noch bis 10. Juli geöffnet.
VON HERTHA GRABMAIER
„Vom Ertrag eines Stückes erwarb ich ein Haus in einem großen Garten“ schrieb Brecht in seinem Gedicht „Zeit meines Reichtums“. Das 1932 in Utting erworbene Anwesen bewohnte er mit seiner Mitarbeiterin und Geliebten Margarete Steffin für kurze Zeit, bevor er 1933 zusammen mit seiner Frau Helene Weigl und den beiden Kindern Nazideutschland verließ. Wie das Landhaus dennoch im Besitz der Familie Brecht bleiben konnte, zeigen Unterlagen und Briefe aus der Zeit.
Der helle Raum im B1 bietet den idealen Rahmen für den umfangreichen Schriftverkehr, der die Besucher auf den Spuren der Familie Brecht wandeln und einiges erfahren lässt, was in der Form über Bert Brecht und sein Umfeld nicht so bekannt ist.
Ausstellungsgäste erfahren bislang wenig Bekanntes
Die teilweise handschriftlichen Zeugnisse einer Zeit, als der Umgang mit gepflegter Sprache selbstverständlich war, hinterlassen bei Leserinnen und Lesern eine gewisse Faszination. Neben dem regen Briefwechsel, geben Tagebücher, Inventurlisten, Urkunden und Fotos, Einblicke in einen Familienverbund, der sich in seiner Besitzstandswahrung einiges einfallen ließ, um den Zugriff der Nationalsozialisten auf das Anwesen in Utting erfolgreich zu verhindern. Dieses literarische Erbe lässt ein perfekt ausgeklügeltes Schelmenstück erlebbar werden. Da ist der fingierte Brief Bert Brechts an seinen Vater von 1935, der diesen vor den Repressalien der Nazis schützte.
Handschriftliche Zeugnisse lösen eine gewisse Faszination aus
Nach dem Tod des Vaters 1939 schrieb Berts Bruder Walter Brecht, am 11. Juni 1940 an Marianne Zoff-Lingen, Bert Brechts erster Ehefrau, die dann den bekannten Schauspieler Theo Lingen heiratete: „Ich weiß heute, wie außerordentlich hart Vater gearbeitet hat, um zu seinem sehr bescheidenen Ersparten zu gelangen. Umso bitterer ist mir der Gedanke, dass er in tiefem Unglück und beschwert von dem Gedanken sterben musste, dass gerade dem seiner Söhne, der dessen besonders bedurft hätte, der Anteil an dem Ertrag seines Lebens versagt bleibt“.
Harry Sternberg, Kurator und Organisator im B1 freute sich über die vielen Besucherinnen und Besucher am Eröffnungsabend, die eine interessante Lesung von Friedrich Schloffer und bewegende Musik von Sybille Engels & Jank Jankovic erleben durften.
Utting – Ursula Ebell und Günter Wangerin, Wegbegleiter von Hanne Hiobs (Tochter von Bert Brecht) Straßentheaterprojekten, kamen überraschend zur Eröffnung der Ausstellung „Die Geschichte von Brechts Landhaus in Utting“ in den raumB1.
Ursula Ebell, Theaterwissenschaftlerin, war enge Mitarbeiterin Hanne Hiobs bei den Straßentheaterprojekten wie „Der Anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy“ und „Legende vom Toten Soldaten“ angelehnt an Bert Brechts gleichnamige Gedichte. Die Regie führte Thomas Schmitz-Bender.
Der Anachronistische Zug fand erstmals 1979 bundesweit gegen die Wahl von Carl Carstens zum Bundespräsidenten statt. Man warf Carstens seine NSDAP Mitgliedschaft vor.
Im Jahr 1980 formierte sich ein zweiter Zug gegen die Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß. Sie warfen Strauß Geistesverwandtschaft mit den Nationalsozialisten vor. Es war ein Straßenzug aus Fußgängern und Fahrzeugen wie Kübelwagen, Militärlaster mit Rakete, Militärkapelle und schwarzen Limousinen. Im letzten Wagen waren Puppen zu sehen mit Masken ehemaliger Nazigrößen. Eine Maske trug die Züge von Strauß.
Während des Zuges trug Hanne Hiob das Brecht Gedicht vor.
Thomas Schmitz-Bender war der Regisseur dieser großen Aktionen. Er war es auch der Hiob dafür gewinnen konnte. Ursula Ebell stand Hiob und Schmitz-Bender bei allen ihrer Inszenierungen dramaturgisch zur Seite
Der Maler und Grafiker Günter Wangerin; bekannt für radikale Aktionskunst, gestaltete künstlerisch die Straßeninszenierungen mit. Er erstellte die Politiker-Masken für den Zug.
Er hospitierte in der Kaschierabteilung des Berliner Ensembles und erstellte Bühnenbilder zu Brecht-Inszenierungen wie „Herrnburger Bericht“ und „Legende des toten Soldaten“.
Eröffnung: Donnerstag 16. Juni 2022 um 18 Uhr Lesung: Friedrich Schloffer Musik: Sybille Engels & Jank Jankovic
Ausstellungsdauer 16. Juni bis 10. Juli 2022 Öffnungszeiten: Sa. und So. von 14 bis 18 Uhr
Raum B1, Bahnhofplatz 1 in Utting
Das Zustandekommen der Ausstellung In Zusammenarbeit mit Margret Brademann, der ehemaligen Leiterin vom Brecht-Weigel-Haus in Buckow bei Berlin, wird diese Ausstellung über die Geschichte zu Brechts Landhaus in Utting für den Raum B1 konzipiert und gezeigt.
Grundlage ist die Ausstellung von 2016 im Brecht-Weigel-Haus mit dem sogenannten „Utting-Konvolut“ mit einigen der 100 Blätter einer Korrespondenz. In dieser fast vollständigen Korrespondenz zwischen Bert Brecht, Walter Brecht und Lisbeth, Theo Lingen, Marianne Zoff-Lingen und Justizrat Adolf Deiler wird gezeigt, wie die Brecht-Familie das erste Landhaus Bert Brechts in Utting der Nazijustiz trickreich abgerungen hat. Dr. Werner Hecht, ein Theater und Literaturwissenschaftler,verstorben 2017 in Berlin, hat das Konvolut entdeckt und nach Buckow gebracht, so dass es dort gezeigt werden konnte. Er hat die Ausstellung in Buckow am 16. Juli 2016 eröffnet.
In der Ausstellung hier im B1 wird mit Kopien der Briefe aus dem „Utting-Konvolut“ über dieses Schelmenstück gezeigt, wie die Familie Brecht das Landhaus in Utting behalten konnte. In Fotografien aus dem Bert-Brecht-Archiv der Akademie der Künste in Berlin werden die Protagonisten gezeigt.
Die Protagonisten bei der Geschichte sind
Bert Brecht Rufname Eugen
sein Vater Berthold Friedrich Brecht
sein Bruder Walter Brecht mit Ehefrau Lisbeth Brecht genannt Li
Bert Brechts erste Ehefrau Marianne Zoff und Tochter Hanne Hiob
Theo Lingen der 2. Ehemann von Marianne Zoff
und Adolf Deiler ein befreundeter Justizrat aus Augsburg